Grußworte der österreichischen Botschafterin I. E . Yvonne Toncic-Sorinj an die Litauisch-Österreichischen Gesellschaft

ambasadores portretas

 

Wien, 26. Oktober 2021

 

Sehr verehrter Professor Kunca, lieber Petras, sehr verehrter Herr Abgeordneter Šedbaras, liebe Mitglieder und Freunde der Litauisch-Österreichischen Gesellschaft.

 

Das heurige Jahr 2021 ist für die Beziehungen zwischen Litauen und Österreich ein ganz besonderes Jahr. Am 28. August 1991 wurden die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Litauen wiederaufgenommen und Feierlichkeiten zum 30 jährigen Jubiläum der Beziehungen hätten sich nahtlos anschliessen sollen an die letztjährigen Feierlichkeiten zu 50 Jahren Beziehungen zwischen Litauen und dem Land Salzburg.

Wir wissen dass es leider anders gekommen ist und die Feierlichkeiten coronabedingt nicht wie geplant haben statt finden können.

Noch immer spricht die Pandemie gegen die Abhaltung grösserer Feiern. Aber umso mehr freut es mich, dass es in dieser Zeit gelungen ist, trotz der Einschränkungen wichtige Lebenszeichen unserer herzlichen und in den letzten Jahren wieder intensivierten Beziehungen zu setzen:

 

  • Im Juni dieses Jahres stattete Premierministerin Ingrida Simonyte Österreich einen Besuch ab. Es war ihr erster bilateraler Besuch als Premierministerin im Ausland. Sie führte Gespräche mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und hielt die Festrede bei der Eröffnung des Europaforums Wachau. Die beiden Regierungschefs waren in der Folge immer wieder in Kontakt zu aktuellen europapolitischen und aussenpolitischen Themen und sie gaben Impulse für eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit.
  • Ganz besondere Freude und Ehre war der Besuch in Salzburg des Vorsitzenden der Litauisch- Österreichischen Freundesgruppe im Seimas, Herrn Abgeordneten Šedbaras und seines Stellvertreters Herrn Abgeordneten Dumbrava am 24. Juli anläßlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele auf Einladung des Salzburger Landeshauptmanns und der Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf. Es fanden unter anderem Fachgespräche zu Fragen der Justizverwaltung, Verkehrsinfrastruktur und Tourismusentwicklung statt. Und bei dieser Gelegenheit hat unser lieber Doyen der liatuisch österreichischen Freundschaft, Architekt Prof. Erich Wagner, das grosse Verdienstkreuz des Landes Salzburg erhalten und Herr Cornelius Hell hat dabei die Festrede in Form eines Essays über Litauen und Salzburg gehalten.
  • Schon Ende August folgte ein Besuch des damaligen Österreichischen Aussenministers Alexander Schallenberg und des Österreichischen Innenministers Karl Nehammer in Litauen. Ziel der Besuche war, Litauen Unterstützung und Solidarität zu zeigen bei der Bewältigung des Ansturms illegaler Migranten über die belarussisch-litauische Grenze. Österreich konnte mit der Entsendung von 13 Spezialkräften und zahlreichen Hilfsgütern, darunter 50 mobile winterfeste Unterkünfte für insgesamt 200 Personen Unterstützung leisten.
  • Ende August nahm die litauische Ministerin für Arbeit und Soziales Monika Navickiene auf Einladung des österreichischen Arbeitsministers Martin Kocher am bedeutenden Europäischen Forum Alpbach und einer Podiumsdiskussion über die Zukunft der Arbeit teil.
  • Minister Kocher wiederum besuchte Litauen in einer Fact Finding Mission Anfang Oktober zu Gesprächen über die litauische Arbeitsmarktpolitik. Österreich steht vor einer grossen Arbeitsmarktreform und das Litauische Modell der Arbeitslosenunterstützung und Wiedereingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt zählt zu best practice Modellen, die er sich in zahlreichen Expertengesprächen hier in Vilnius näher angeschaut hat.
  • Noch Mitte September besuchte unsere Ministerin für die Europäische Union und Verfassung Karoline Edtstadler ihr Gegenüber – Vizeaussenminister Arnoldas Pranckevicius – in Vilnius und führte politische Gespräche zu aktuellen europapolitischen Themen, darunter insbesondere Migration, EU Erweiterung, Entwicklungen in Belarus. Vor ca. einer Woche war Vizeaussenminister Pranckevičius dann in Wien um die Gespräche u.A zu Fragen der Rechtsstaatlichkeit fortzusetzen.
  • Im Mai diesen Jahres hatte Österreich die Ehre, seinem langjährigen und sehr verdienstvollen Honorarkonsul, Professor Vytautas Mizaras zur Ernennung zum Verfassungsrichter der Republik Litauen zu gratulieren. Gleichzeitig hat Österreich ihn sehr zu unserem Bedauern als Honorarkonsul verloren. Heute ist eine besondere Gelegenheit, ihm für sein Wirken und seine Unterstützung zu danken und ihm alles Gute zu wünschen. Es freut mich aber sehr, dass er uns weiter sehr verbunden bleiben wird und wir weiter in Kontakt sind und bleiben werden. Danke lieber Vytautas!

All diese Begegnungen und Arbeiten haben dazu beigetragen, dass unsere beiden Länder sie noch besser verstehen und wahrnehmen und noch enger bilateral und international zusammenarbeiten. Es gäbe viele weitere Beispiele, die ich nennen könnte, wie etwa die enge Zusammenarbeit mit Litauen bei den von Österreich moderierten Expertenarbeiten zur Reform der belarussischen Verfassung, die Kooperation bei der Ausbildung junger Kadetten, die gemeinsamen Anstrengungen zur Reform des europäischen Asylsystems, der Überarbeitung der europäischen Waldstrategie und vieles mehr.

Litauen und alle anderen Partner auf europäischer und internationaler Ebene haben in Österreich einen engen und loyalen Partner und Mitstreiter bei der Wahrung und dem Schutz unserer europäischen Interessen und Werte.

Liebe Freunde, Sie sehen, dass wir trotz Pandemie die Zusammenarbeit bestmöglich fortgesetzt und ausgebaut haben und ich hoffe, dass dies im kommenden Jahr umso intensiver weitergeführt werden kann. Kommendes Jahr sollten auch persönliche Treffen wie die Ihrer Gesellschaft nicht mehr die Ausnahme sein.

Ich bedanke mich auf diese Weise bei Ihnen, dass Sie die österreichische Fahne in den letzten Monaten und auch heute anlässlich des Nationalfeiertages hochhalten und einen so wichtigen Beitrag für die Freundschaft unserer Länder leisten.

Ich freue mich daher ganz besonders, dass ich Ihnen in diesem wichtigen und durch Corona doch recht speziellen Jubiläumsjahr auf diese Weise meine herzlichen Grüße schicken kann und ich die Gelegenheit habe, Ihnen mit einem kleinen Geschenk – Petras hält es für Sie bereit – meinem Dank für Ihre Verbundenheit und meine Vorfreude auf die weitere Zusammenarbeit Ausdruck verleihen kann. Bevor Petras Ihnen aber diese kleine Erinnerung an dieses Jubiläumsjahr überreicht ist eine passende Gelegenheit, Cornelius Hells Essay erstmals auch auf litauischem Boden vorzutragen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen alles Gute und uns ein baldiges Wiedersehen.

 

Herzlich, Ihre Yvonne Toncic-Sorinj