Das Weihnachtsblasen in St. Peter
Krippe in der Michaelerkirche
Es ist wohl eines der schönsten, unverwechselbaren Geschenke Salzburgs zur Weihnachtszeit: das Weihnachtsblasen auf der „Katz“, einem Felsvorsprung hoch über dem St. Petersfriedhof.
Bernhard Paumgartner, der große Mozartkenner, Präsident der damaligen Akademie Mozarteum, später auch Präsident des Salzburger Festspiele, beschreibt in seinem wissensreichen und ungemein poetischen Buch Salzburg (1966) den St. Petersfriedhof:
„Unsagbar ernst, und doch gar nicht traurig. Seine Aura scheint von jener unverwechselbaren hilaritas animi erfüllt, von jener lächelnden Heiterkeit, die nur den im Leiden Gereiften aus dem Antlitz strahlt. Die Melancholie des Ortes hat nichts von Sentimentalität an sich. Sie ist nicht erdenschwer. Vielmehr von der verklärten Seligkeit eines Wissens um den Tod emporgetragen wie der milde Klang Mozartscher Spätwerke. Niemals stört hier jene Selbstverständlichkeit des Lebens. Tod und Leben haben sich geheimnisvoll zu höherer, zeitloser Einheit verbunden.“
Ich habe diese tief bewegende halbe Stunde am Heiligen Abend zwischen halb sechs und sechs in allen Jahren meines Lebens sehr oft erleben dürfen. Oben, auf der alten Festungsbastei, „Katz“ genannt, spielen Blechbläser Weihnachtslieder, bei jedem Wind und Wetter. Sie erfüllen mit ihrem Klang nicht nur den Friedhof selbst, sondern sind in akustischer Verklärung auch am Domplatz und darüber hinaus zu hören.
An den weihnachtlich geschmückten Gräbern strahlt der milde Glanz der Kerzen, von den Angehörigen entzündet. „Tod und Leben in geheimnisvoller, zeitloser Einheit verbunden“. Über dem Friedhof liegt auch das unendlich feine, innige leise Mitsingen und Mitsummen der Besucherinnen und Besucher. Kurz vor sechs Uhr ertönt dann „Stille Nacht, heilige Nacht“, in die letzten Klänge mischt sich das Sechs-Uhr Geläute von St. Peter und danach fallen festlich-fröhlich schallend die Glocken der umliegenden Kirchen ein. Im Tiefsten berührt lauschen die Anwesenden diesem weihnachtlichen Wunder.
Nun gehen alle heim, um dort die Bescherung zu feiern. Jetzt kann das Christkind kommen- im Licht der Christbaumkerzen strahlt in der Erinnerung an das gerade Erlebte wohl der Schein der Kerzen auf dem St. Petersfriedhof noch weiter. Friede auf Erden. Schenken wir uns hilaritas animini et animae, lächelnde Heiterkeit von Geist und Seele.
Frohe Weihnachten
Die Krippe in der Michaelerkirche zeigt uns die Weihnachtsszene auf Salzburg projiziert, wo die Engelschöre in der Höhe jubilieren, muss man sich die Bläser des Weihnachtsblasens vorstellen- welch himmlische Herausforderung für die Musiker…
Das kurze Video führt uns ebenfalls in den St. Petersfriedhof; oben rechts kann man auch die „Katz“ erkennen. Nun ist unsre Fantasie gefordert, Bild und Ton in die Dunkelheit des Weihnachtsabends zu tauchen und sie mit dem Klang von „Stille Nacht“ zu vollenden. Oder kommt doch selbst und erlebt selbst diese mystische halbe Stunde!
Prof. Josef Wallnig