Salzburg: ein lichter Blick auf Vilnius

Prof. Petras Kunca

Vom 23. bis zum 26. April 2015, eingeladen von der litauisch-österreichischen Gesellschaft (LÖG) weilte in Vilnius Präsident der Mozarteum Stiftung Dr. Johannes Honsig-Erlenburg. Er hat sich mit dem Vorsitzenden der Parlamentarischen Gruppe für die Beziehungen des Seimas der Republik Litauen zu der Republik Österreich Dr. Arvydas Vidžiūnas getroffen, zusammen mit der Delegation des Salzburger Landtages nahm er an der internationalen Konferenz anlässlich 45-jährigen Zusammenarbeit im Bereich Kultur zwischen Litauen und Salzburg im litauischen Parlament teil. Der Präsident der Stiftung wurde vom litauischen Kulturminister Šarūnas Birutis empfangen. An den Gesprächen nahmen Chefdirektorin der Nationalen Philharmonie Rūta Prūsevičienė, Vizerektorin der Litauischen Musikakademie Dr. Judita Žukienė, Geschäftsführer des Herrscherpalastes der litauischen Großfürsten Dr. Vydas Dolinskas, Event-Koordinator Vytautas Gailevičius, Geschäftsführerin des Nationalen Museums für Theater, Musik und Kino Regina Lopienė und Vertreter der Litauisch-österreichischen Gesellschaft teil. Der Lehrstuhl für Musikgeschichte unter Leitung von Dr. Laima Budzinauskienė der Musik- und Theaterakademie zusammen mit der LÖG haben ein Treffen des Gasts mit der akademischen Gemeinschaft der Ausbildungsstätte veranstaltet. Im J. Karosas-Saal der Akademie haben die Anwesenden mit Interesse die Erzählung von Prof. Dr. Juozas Antanavičius und Dozenten Gediminas Kviklys darüber verfolgt, wie die Orgel von Mozarteum Salzburg nach Musikakademie gelangte. Der Präsident der Mozarteum Stiftung hat attraktiv moderne Mozart-Forschungen, neue Formen der Mozart-Präsentation, online Edition sowie  Konzert- und Museumstätigkeit vorgestellt. Während des Gesprächs betrat Dr. Honsig-Erlenburg  spontan die Bühne und spielte auf Klavier, das sich dem neben Orgel aus Salzburg steht, ganz entspannt und fast improvisierend ein herrliches Mozarts Stück – 12 Variationen (K 265) des französischen Kinderliedes „Ah, vous dirais-je, Maman“. Der Gast erwähnte auch den Besuch in der Musikakademie seines Kollegen, Generalsekretärs der Stiftung, Musikwissenschaftlers Rudolf Angermüller (20/05/1983) und hat auf zahlreiche Fragen geantwortet.

 

Zum Ausklang des Besuchs hat der Präsident der LÖG, Prof. Petras Kunca, dem Präsidenten der Mozarteum Stiftung Dr. Johannes Honsig- Erlenburg gebeten, Eindrücke zusammenzufassen und Einiges zu Perspektiven der Zusammenarbeit zu sagen.

Petras Kunca: Sehr geehrter Herr Präsident, wir feiern fast ein halbes Jahrhundert der Kulturpartnerschaft zwischen Litauen und Salzburg. An diesen Tagen, während Ihres intensiven Besuches wurde nicht nur unsere wechselvolle Geschichte reflektiert, sondern, was auch sehr wichtig ist, wurde über den weiteren Austausch von kulturellen Werten diskutiert.  Welchen Eindruck hinterlässt Ihnen Vilnius im Frühjahr dieses Jahres?

Dr. Johannes Honsig-Erlenburg: Vielen Dank der LÖG für die Einladung, Vilnius zu dieser schönen Jahreszeit zu besuchen. Wir sind mit meiner Frau Anna zum ersten Mal in Litauen. Das ist ein besonderes Ereignis in unserem Leben. Während der internationalen Konferenz im Seimas, während Gespräche mit Kulturminister und Vertretern weiterer Kulturämter hatte ich den Eindruck eines Wachstumspotentials der Beziehungen zwischen Vilnius, Litauen und Österreich. Wir können ganz aktiv über gemeinsame Projekte und ihre Umsetzung sprechen, wir können schöpferisch alle Möglichkeiten, die sich aus dieser Zusammenarbeit ergeben, ausprobieren. Unsere Aktivitäten werden durch das vom Bundeskanzleramt und vom litauischen Kulturministerium unterzeichnete Memorandum über die Zusammenarbeit im Bereich Kultur und Kunst zwischen Österreich und Litauen gefördert. Zusammen mit LÖG wollen wir Ideen umzusetzen, die während Ihres Besuches zum 100-jährigen Mozarteum Jubiläum, Herr Prof. Kunca, im Herbst des vorigen Jahres geboren wurden. 2016 wird das 260. Geburtsjahr von Mozart gefeiert und dies ist ein weiterer Anlass für gemeinsame Pläne.

 

P.K. Wir empfinden, Öffentlichkeit Litauens hat ein großes Interesse an ernste Erscheinungsbilder der Kunst. Wir erwarten viel von jungen talentierten Litauern und Salzburgern, die in vielen Genres tätig sind.

 

J.H.-E. Während des Gesprächs mit Kulturminister Šarūnas Birutis beteiligten sich auch viele Unterstützer Ihrer Projekte. Ich habe ein großes Interesse für das Projekt von Mozarteum Stiftung und LÖG, das Originalinstrument von W.A. Mozart in Vilnius zu präsentieren, gespürt. Das Instrument wurde schon in New York (2013) und Tokio (2014) präsentiert. Und wir haben wahrgenommen, welch eine positive Wirkung dieses Ereignis auf Kulturlandschaft jener Städte ausgeübt hat. Mit großem Interesse wurde die Präsentation des Instrumentes auch durch Medien der Welt begleitet.

 

P.K. Diese Idee scheint attraktiv für junge Köpfe und Öffentlichkeit zu sein. Das Niveau unserer Geigenschule ist ziemlich hoch und die Nachricht über Präsentation Mozarts Geige wird in unseren Musikschulen (wir haben etwa 100 Musikschulen) große Zustimmung finden. Schüler, Eltern und Öffentlichkeit wären vom authentischen Bild des Streicherklangs begeistert. Die Interessierten hätten eine außergewöhnliche Möglichkeit, den authentischen Klang des Instrumentes, einst von Mozart und heutzutage von jungen Musikern gespielt, hören. Erzählen Sie, bitte, unseren Lesern Einiges aus der Geschichte der Mozarts Geige.

 

J.H.-E. Das Instrument, von dem wir hier die Rede ist, hätte hier in Vilnius ein durchaus angemessenes Ambiente. Einzigartige Aura der Innenstadt von Vilnius, Palast der Großfürsten, Philharmonie, Musikakademie sind, denke ich, stehen in Verbindung mit zur Epoche des  Instrumentes und bieten Möglichkeiten, das Instrument hier zu präsentieren. Das Instrument wurde 1764 vom italienischen Geigenbauer Pietro Antonio Dalla Costa in Treviso unweit von Venedig angefertigt. Der Komponist hat sie in seinen Wiener Jahren gespielt. Es ist ein gut erhaltenes Instrument. Costa orientierte sich an der Bauweise der Brüder Antonio und Girolamo  Amati, Vertreter der norditalienischen Schule in Cremona.  Das Instrument wurde etwa vor zwei Jahren der  Stiftung  Mozarteum von einer Musik-Liebhaberin, die zuletzt es in Besitz hatte, geschenkt. Die Authentizität wurde von den Experten bestätigt. Das Instrument wurde schon sowohl in Kammermusikensemble als auch mit Orchester gespielt. Geige Mozarts zu spielen, ist eine große Freude und riesiger schöpferischer Impuls. Mit der Präsentation der Mozart Geige in Litauen möchten wir zur Stärkung der kulturellen und erzieherischen Partnerschaft  beitragen, die Tätigkeit der LÖG Zweigstelle “Litauische Mozarts Freunde“ und umfangreiche Vorbereitungen zu diesem Projekt unterstützen.

 

P.K. Mit der Jugend wird auch Gedanke, Mozarts Orchester zu gründen, verbunden?

 

J.H.-E. Jeder Anlass, die Jugend zu einem Thema zusammenzuführen, berührt die Öffentlichkeit. Um desto mehr zu einem gemeinsamen Musizieren. Die Idee, die Jugendlichen zu einer sinnvollen Tätigkeit zu vereinen, ist hervorragend und ich wünsche, dass dies gelinge. Ich habe gehört, dass in Salzburg auch darüber gesprochen wird. Dies könnte auch zu einer weiteren Form der Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern werden. Gemeinsames Mozart-Orchester würde immer wieder an die Wichtigkeit der Qualität der Aufführung erinnern. Denkt man dabei an solche Projektpartner von LÖG  wie Akademie für Theater und Musik, Nationale Philharmonie oder zahlreiche Musikschulen, so kann man ohne Zweifel sagen, dass es alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Projektes vorliegen.

 

P.K. Das stimmt. Dies würde ermöglichen, die Frage der Wahl des Repertoires und Qualität der Aufführung von Mozarts Werke zu stellen und positiv professionelle Ausbildung der jungen Künstler beeinflussen sowie klassische Musik für Jugend und Öffentlichkeit näher zu bringen.

 

J.H.-E. Ohne Zweifel solche Ideen brauchen auch finanzielle Unterstützung. Ich denke, wir können gemeinsam nach Finanzierung suchen. Stiftung Mozarteum plant und setzt viele Projekte um, aber sie könnte auch diese Möglichkeit, die weiteren Schritte des Vereines zu unterstützen,  ganz ernst erwägen. Wie schon erwähnt, das wäre auch Unterstützung für Engagement von „Litauischen Mozarts Freunde“.

 

P.K. Wenn man an Studienrichtungen unserer Musik- und Theaterakademie denkt, ist es sehr aktuell die Beziehungen zu Musikwissenschaftlern von Mozarteum Stiftung zu stärken und gemeinsame Forschung und Verbreitung Mozarts Werke zu planen. Dies würde helfen, den Kulturdialog der Studierenden und Öffentlichkeit beider Länder anzuregen und Mozart, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Kultur Europas, immer wieder neu erlebbar zu machen.

 

J.H.-E. Darüber haben wir in der Musikakademie, im J. Karosas-Saal gesprochen. Wissbegier, Fremdsprachen, freier Geist, Kommunikationsfähigkeit das charakterisiert Ihre Jugend, das habe ich bemerkt. Die heranwachsende Generation, die unsere Zusammenarbeit fortsetzen wird. Auch unser Gespräch mit den Vertretern der akademischen Welt wurde von zwei Studentinnen der Musikgeschichte Brigita und Vaida veranstaltet. Im Herbst dieses Jahres werden  Mozarteums Musikwissenschaftler zu den Veranstaltungen von LÖG „Internationales Symposium Mozart in Litauen – 45 Jahre“ kommen: Dr. Ulrich Leisinger, wissenschaftlicher Leiter des Mozarts Instituts und  wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts Dr. Anja Morgenstern. Sie werden zusammen mit den litauischen Wissenschaftlern und Historikern Vorträge halten und an den Diskussionen zum Thema Mozarts Werk und seine Interpretation teilnehmen.  Dies wird auch zur internationalen Kooperation von Wissenschaftlern und der Studierenden beitragen.

 

P.K. Wir feiern 45 Jahre der Partnerschaft zwischen Litauen und Salzburg, es werden und  Leitlinien für gemeinsame Projekte bis 2020, als 50-jähriges Jubiläum gefeiert wird, festgelegt.  Darüber haben auch Sie, Sie Herr Präsident, während der Konferenz gesprochen und zum Thema inhaltlich beigetragen. Die Präsidentin des Salzburger Landtages Dr. Brigitta Pallauf  hat die Partnerschaft zwischen unseren Ländern als eines der erfolgreichsten Beispiele der fortdauernden Zusammenarbeit und einen konsequenten und konzeptuellen Prozess genannt. Herr Präsident, was denken Sie darüber?

 

J.H.-E. Ihre Frage zu Verbindungen zwischen Politik und Kultur ist sehr wichtig. Im Seimas haben wir wirklich gute Ideen über neue Kontakte und den Bau neuer Kulturbrücken gehört. Es ist eine Richtung der Politik, die die Kulturbedeutung für unsere Gesellschaften hervorhebt und Finanzmöglichkeiten für Kulturprojekte vorsieht. Mich interessierte auch die Ausstellung der  Salzburger Künstler Hanne Engelhardt, Peter Rieder und Regina Rieder „Freiheit ist nicht umsonst“ und musikalischen Begleitung der Konferenz durch Streichquartett der Musikakademie”Mettis“. Die Vorträge haben den Eindruck hinterlassen, dass es eine feste Entscheidung beider Länder gibt, weiter im Bereich der Kultur zusammenzuarbeiten und neue Formen der Partnerschaft zu suchen. Es war sehr angenehm, die Namen derjenigen Salzburger zu hören, die in Litauen hochgeschätzt sind und viel zur Partnerschaft beigetragen haben: Dr. Peter Krön, der langjährige Honorarkonsul Litauens in Salzburg und sein Nachfolger Honorarkonsul Mag. Architekt Erich Wagner. Ein besonderes Moment der Konferenz war die Auszeichnung des Salzburger Schriftstellers und Übersetzers ins Litauische Cornelius Hell mit dem Ehrenzeichen des Kulturministeriums  „Trage dein Licht und glaube“. Das Ehrenzeichen wurde von Kulturvizeministerin  Patricija Poderytė verleiht. Ihr Wort hat angeregt, sich nochmals in die Übersetzungen von Cornelius Hell zu vertiefen.

 

P.K. Frau Vizeministerin hat litauische Künstler in Salzburg erwähnt: Lehrende an der Universität Mozarteum Salzburg Pianistinnen Irma Kliauzaitė und Gaiva Bandzinaitė, die Chefdirigentin des Landestheaters Mirga Gražinytė, den Veranstalter der Chorfestspiele Arūnas Pečiulis sowie litauische Studenten, die beim Universitätsprofessor, Honorardoktor der litauischen Musikakademie, Josef  Wallnig studieren…

J.H-E. … und wenn wir noch berühmte Sängerin Lilija Šukytė nennen werden, die über viele Jahre hinweg Professorin an Universität Mozarteum war und noch in unseren alten Räumlichkeiten der Stiftung in ihrem Stamm-Klassenzimmer Nr.3 unterrichtete, dann wird das Bild talentierter Musiker aus Litauen in Salzburger Kulturlandschaft voll sein. Daher sehe ich sehr sinnvolle Verbindungen  für unsere weitere Zusammenarbeit. Zum Schluss möchte ich noch bei Dr. Arvydas Vidžiūnas, dem Vorsitzenden der Parlamentariergruppe, dem Kulturminister Šarūnas Birutis und der Litauisch-österreichischen Gesellschaft sowie bei allen, die geholfen haben, meinen Besuch in Litauen vorzubereiten, bedanken.

P. K. Sehr verehrte Frau Anna, Sie haben Ihren Mannes bei allen offiziellen Treffen begleitet, Sie waren auch während der Konferenz im Seimas dabei. Hatten Sie Zeit gehabt, Vilnius zu besichtigen?

Anna Honsig: Meine Tätigkeit ist mit Mozarteum nicht direkt verbunden. Als ich meinen Mann begleite, freue ich mich zusammen mit ihm. Es ist uns wunderschöne Architektur der Stadt,  eine schöne Innenstadt aufgefallen, man sieht, dass hier viel Wert auf Kunst und Musik gelegt wird. Wir hatten auch die Gelegenheit, Nationalphilharmonie zu besuchen. Ich wünsche allen Erfolg Ihren gemeinsamen Projekten.

P.K. Vielen Dank für das Gespräch.

Mein Dank gilt allen, die zum Projekt von LÖG beigetragen und den Besuch der Gäste ermöglicht haben, das sind:

Vorstandsvorsitzende der Saulius Karosas-Stiftung Birutė Karosienė, Geschäftsführer von Silberauto Rimantas Stankevicius, Österreichischer Botschafter Dr. Johannes Spitzer, Kulturreferentin der Österreichischen Botschaft Dalia Friedt, Berater für  Zivilrecht der Rechtsabteilung der Verwaltung des Seimas Vidmondas Vėgelis,  Rektor der Akademie für Musik und Theater Prof. Zbignevas Ibelhauptas, Vizerektorinnen Dozentin Vida Umbrasienė und  Dozentin Judita Žukienė, Leiterin der Abteilung für internationale Beziehungen im Stadtrat Vilnius Audronė Kraštinaitienė, Referentin für internationale Zusammenarbeit Eglė Skeiverytė-Razauskienė; aktive Mitglieder der LÖG – Vizepräsidentin des Vorstandes Kristina Valentonienė, Generalsekretärin Karmela Rudaitienė, Vorstandsmitglieder Prof. Dr. Juozas Antanavičius, Rostislav Volodzko, Prof. Dr. Olegas Poliakovas, Projektleiterin der Industrie-  und Handelskammer Rita Bacevičienė, Musikwissenschaftlerin Rita Nomicaitė, Lehrstuhlleiterin für Musikgeschichte Dr. Laima Budzinauskienė und Lehrstuhlleiter für Fremdsprachen der Musikakademie Dozent Leonas Kižla, Studentinnen der Musikgeschichte Brigita Jurkonytė und Vaida Urbietytė-Urmonienė.

P1070109

P1070023P1060960AP1070011utor der Bilder – Petras Kunca

Übersetzung ins Deutsche – Rima Vidžiūnienė